Solidarische Nachbarschaften – Veränderung beginnt mit gemeinsamer Verantwortung

Gemeinsam Verantwortung übernehmen

Solidarische Nachbarschaften sind das Fundament für gesellschaftlichen Wandel. Besonders sichtbar wurde dies in den Jahren 2015/2016, als zahlreiche Menschen nicht nur praktische Hilfe für Geflüchtete leisteten, sondern sich aktiv für deren Rechte einsetzten.

Dabei ging es nicht nur um Unterstützung im Alltag, sondern um grundlegende Menschenrechte: Schutz, Bildung, Wohnen und ein würdevolles Leben. Diese Rechte sind in der Genfer Flüchtlingskonvention verankert, werden aber in der Realität oft nicht gewährt.

Solidarität bedeutet, sich für diese Rechte einzusetzen und gemeinsam an einer gerechteren Gesellschaft zu arbeiten.

Demokratie für alle statt Privilegien für wenige

Geflüchtete suchen Schutz in einer Demokratie, stoßen hier jedoch oft auf Rassismus und Ausgrenzung – sei es im Alltag oder durch institutionelle Barrieren. Ihre Kämpfe um Rechte sind keine Einzelfälle, sondern spiegeln die Erfahrungen vieler marginalisierter Gruppen wider.

Ob Wohnraum, Bildung oder Schutz vor Diskriminierung – in unserer Gesellschaft werden Menschenrechte oft wie Privilegien behandelt, um die Betroffene erst kämpfen müssen.

Demokratie darf kein Privileg sein. Sie muss eine inklusive Vision für alle sein, getragen von allen. Solidarität bedeutet, diese Kämpfe als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen, um eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft zu gestalten.

Solidarische Nachbarschaften als aktive Praxis

Veränderung geschieht nicht von allein – sie erfordert die bewusste Entscheidung, sich gegen Ungerechtigkeit zu positionieren. Solidarität entsteht nicht automatisch – sie wächst durch gegenseitiges Zuhören, durch den Dialog über gemeinsame Herausforderungen und durch die bewusste Entscheidung, sich zu verbünden.

Beispiele organisierter Solidarität in der Nachbarschaft

Das Aktionsbündnis Solidarisches Kreuzberg setzt sich aktiv für die Rechte von Menschen mit Wohnungs- oder Obdachlosigkeitserfahrung ein – unabhängig vom Aufenthaltsstatus. 

Das Bündnis bringt über die Gemeinwesenarbeit Vereine und Initiativen aus der Obdachlosenhilfe mit Hilfe aus der Nachbarschaft zusammen. Entstanden zu Coronazeiten, schuf es mit Auffüllorten für heißes Wasser, einem Gabenzaun und nachbarschaftlicher Unterstützung solidarische Hilfsstrukturen. Im Fokus steht die Forderung nach Umsetzung des Menschenrechts auf menschenwürdiges Wohnen.

Während einige obdachlose Menschen 2022 lediglich statistisch erfassen wollten, war uns als Gemeinwesenarbeiter*innen bewusst, dass es höchste Zeit für direkte Gespräche mit ihnen war. 

Mit aktivierenden Gesprächen – geführt in Kooperation mit dem Projekt Zeit der Solidarität des Verbandes für sozial-kulturelle Arbeit – konnten wir den Weg für die Organisierung obdachloser Menschen ebnen. Daraus entstand die erste Berliner Selbstvertretung obdachloser Menschen: die Union für Obdachlosenrechte (UfO).

Gemeinsam für eine solidarische Zukunft

Veränderung beginnt mit der Entscheidung, einander zuzuhören, gemeinsame Anliegen zu erkennen und sich bewusst für eine solidarische Nachbarschaft einzusetzen. Eine gerechtere Gesellschaft entsteht nicht durch einzelne Akte der Hilfe, sondern durch eine nachhaltige Praxis der Solidarität.

Lasst uns gemeinsam daran arbeiten!